Blauzunge Fazit 3
- Ultra Anna
- 25. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Fressfanggitter-Lieferant müsste man sein! Ich hab echt geglaubt, dass diese ganzen Massentätigkeiten wie IBR-Blutproben und Impfen vorbei sind. Da haben Tierärzte sich einen goldenen Mors bei verdient. Ich hab wirklich geglaubt, dass das vorbei ist - und habe meine Praxis so aufgebaut, dass ich solche Tätigkeiten nicht mache. Braucht man ja nicht mehr. Jetzt verdienen andere da viel Geld mit, aber ist okay, gönne ich allen.
Es war wirklich lange ruhig, keiner hat mehr Fressfanggitter eingebaut, um die ganze Herde fangen zu können für Impfen und Proben. Und nun das mit der Blauzunge und wer weiß was da noch kommt. Jetzt werden wieder Fanggitter verbaut. Ich persönlich bin ein großer Fan vom Spinder Highline (unbezahlte, ehrliche Werbung weil man damit nicht warten muss, dass die Kuh den Kopf runter macht. Ein Träumchen!).
Jedenfalls wurden wir letztes Jahr doch ziemlich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und stellen fest, dass Seuchen doch noch da sind. Blauzunge hat uns überrascht und wir ziehen ein Fazit nach dem anderen (siehe Blogbeiträge): akute Verläufe sind schlimmer als im Lehrbuch steht, Folgen wie Spätaborte und Steinkälber hatte keiner auf dem Schirm und nun Teil Drei der unfreiwilligen Fazit-Reihe:
Wir haben ein Loch. In den nächsten zwei Monaten kalbt nix.

Und danach wahrscheinlich alle auf einmal. Vermutlich kommt das im Westen etwas früher, um sich dann bis August hochzuarbeiten, da wird in SH alles kalben. Deutschlandweit sehe ich ca. 2% weniger Trockenstehende Kühe als normal um diese Jahreszeit. Das ist eine enorme Zahl! Überleg mal was 0,5% mehr oder weniger Milch mit dem Markt machen...
Alles Blauzunge oder was? Was kann man denn noch alles auf Blauzunge schieben, fragte mich neulich ein Betrieb. Natürlich nicht alles, wir hatten auch hässlichen Hitzestress letzten Sommer. Es passt nur so sehr genau zu dem BTV-Einbruch und leider sind auch die Trächtigkeitsverluste deutlich höher gewesen als in normalen Jahren, Hitzestress hin oder her. Ich habe diesen Winter deutlich mehr Kühe untersucht, die ihr Kalb verloren hatten. Normal sind knapp 5% Verluste, diesen Winter über 11%. Kommen zwei Probleme zusammen (hier Hitze und BTV) hat man nicht doppelt so viel Ärger, sondern meistens drei Mal so viel.
Blauzunge? Im Süd-Osten Deutschlands "war nix" im Vergleich. Das heißt (siehe Karten vom FLI zu BTV3, erstes Bild: August 2024, zweites: Dezember 2024), dass in den schlimm betroffenen Regionen viel viel weniger Kühe kalben zur Zeit. Weil die 2% weniger, die deutschlandweit gerade noch nicht trockenstehen, sind ja der Durchschnitt von "alles normal" bis "40% weniger" auf stark betroffenen Betrieben.
Was machen wir nun? Tja, erstmal nix. Die Kühe sind ja nun so tragend, wie sie tragend sind. Und werden so kalben, wie es halt kommt. Für das nächste Jahr ist dann ziemlich wichtig, wie wir die dann tragend bekommen – das könnte für ungleichmäßig verteilte Kalbungen und eine Abkalbewelle sorgen. Wenn wir nicht aufpassen! Für eine gut verteilte Abkalbung braucht eine Herde von 100 Kühen jeden Monat 9 tragende. Bei einem Besamungsindex von 2 also 18 Besamungen pro Monat.
Das gezielt hinzubekommen, ist dann jetzt die Challenge für den Herbst. Es braucht unbedingt eine gute Kalbung für ein gezieltes Tragendwerden danach. Wenn's nur so mäßig war, kennt man ja was dann passiert: erst gibt man ihr Zeit und dann wird sie nicht tragend. Kühe müssen problemlos kalben - dann kann man gezielt warten oder auch gezielt früher besamen und es klappt einfach. Wenn alle auf einmal kalben, haben wir zwei Probleme:
erstmal die ganzen Trockensteher gut vorbereiten
dann müssten alle gleichzeitig besamt werden
Welche Möglichkeiten haben wir?
Trockenstand planen. Wenn deutlich mehr trocken sind als normal, wo bringen wir sie unter, damit sie gut leben und viel fressen und saufen können? Vielleicht ein Stück von den Melkenden abtrennen?
Wenn alle gleichzeitig kalben sollen, können wir viele Kalbungen gleichzeitig verkacken. Kommen sie langsam nacheinander, kann man schnell was anpassen (Grundfutter oder Mineral) und die nächsten kalben wieder gut. Die Zeit haben wir dann ja nicht. Also noch wichtiger als sonst auch: Genau wissen, wie viel die Trockenen fressen. Wer viel frisst (bei 30 Liter Herdenschnitt sind 13kg TMA bei den Trockenen die Unterkante, bei 40 Litern eher 16kg), also wer viel frisst, kalbt auch gut!
Noch wichtiger, weil durch BTV wahrscheinlich viele Kühe sehr lange gemolken haben und eher dicklich geworden sind...
Nach der Kalbung ist vor der Besamung. Um jeden Monat 9 von 100 Melkenden tragend zu bekommen, müssen evtl einige Kühe früher als normal besamt werden. Also gezielt bei Kühen mit mäßiger Leistung die FWZ runtersetzen!

Lass gerne einen Kommentar da, was du dazu denkst!
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