Wochenenddienst
- Ultra Anna
- 26. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Mache ich, aber wieso? Hab ich das nötig, würde ich schon mal gefragt. Nö, nötig ist es nicht. Oder vielleicht ja doch? 🤔
Eigentlich auch eine komische Frage, was haben wir denn heutzutage überhaupt noch nötig? Wir können uns das doch ziemlich gut aussuchen, was wir machen wollen. Niemand zwingt uns wie im Mittelalter. Ein etwas überarbeiteter Landwirt sagte mal "selbstgewähltes Elend" zu seiner Situation, und da ist was dran. Er müsste es ja nicht machen. Ich auch nicht. Ich könnte auch nine-to-five machen und ... dann hätte ich wahrscheinlich genau so einen Stress weil das an meinem Gehirn liegt. Einer guten Freundin jammere ich eigentlich schon seit der Schulzeit vor, dass ich immer so viel zu und hab. Merke: es liegt an mir. Aber zurück zum Notdienst:
Meine Praxis bietet einen Ultraschallservice und Herdengesundheitscoaching an, wir arbeiten wochentags ziemlich viel und körperlich anstrengend ist es ja auch. Meine 60 Stunden kriege immer voll, denn 33000 Kühe untersuchen sich ja nicht von alleine und dann muss ich ja auch noch ein bisschen Datendurchsicht und Orga dazurechnen. Der Tag hat nur 24 Stunden, mein Schlaf ist mir heilig, es ist eh schon nix über... und warum dann noch Notdienst am Wochenende? 😵💫
Für meine Ultraschall-Kunden biete ich keine Einzeltierbehandlung von kranken Kühen oder Kälbern an. Erstens möchte ich dem Hoftierarzt da nicht reinpfuschen und zweitens arbeiten wir nach strengem Terminplan. Die Betriebe erwarten, dass wir innerhalb eines Zeitfensters von 15 Minuten der abgesprochenen Uhrzeit für Ultraschall da sind, und das schaffen wir auch. Geht aber nur ohne Notfälle 🤓☝️
Da ich es ganz allgemein gesehen für wichtig halte, dass ein Notdienst angeboten wird und kein Tier bis Montag warten muss, möchte ich mich da gerne einbringen. In Zeiten von Tierärztemangel und der Tatsache, dass der Kleintiernotdienst schon verpflichtend von der Tierärztekammer geregelt wird, um so wichtiger. Was wenn keiner mehr kommt am Wochenende? 🩺

An mir soll es nicht liegen. Ich hab die Ausbildung und kann das. Ich hab nichts, was mich aufhält (kleine Kinder zB). Ich brauche nur eine Praxis, mit der das geht. Also die mir dafür ihr Auto zur Verfügung stellt, das dann Notfall-Instrumente und -Medikamente enthält und die Bedingungen hat, unter denen es sich Arbeiten lässt 🚙 Was ich nicht mehr machen möchte: ganz alleine die gesamte Praxis "sein". Also die Telefonseelsorge für Besoffene, für Hundehalter die nur die Öffnungszeiten wissen wollten und dafür Sonntag Nacht anrufen, für Leute die über Bienen oder Bratwurst philosophieren wollen und nebenbei ganz locker 30 Stunden am Wochenende unterwegs sein. Das hab ich jahrelang gemacht. Das zu schaffen, gibt einen krassen Adrenalinschub und wenn man abnehmen möchte, hilft das auch. Ich möchte aber vor allem Notfallpatienten helfen, und zwar Rindern, weil ich das gut kann. Also Gebärmuttervorfall, akute Verletzung, Gebärmutterverdrehung, vielleicht was einschläfern wenn's nicht warten kann, sowas Notfall-Dringendes eben 🚑
Ein Bekannter (inzwischen im Ruhestand) hat seine Praxis früher so geführt: seine Frau machte das Telefon und er die Arbeit am Tier. Diese Trennung finde ich super sinnvoll! Ich hab es anders gekannt und kann sagen: im Tier steckenderweise telefonieren ist nur scheiße 📵 Egal ob's ne TU oder ne OP ist.
Glücklicherweise habe ich eine gut organisierte Praxis gefunden, ein Team was sich gegenseitig hilft und mich wirklich nur zu Notfällen schickt. Für diese Praxis mache ich alle paar Wochen einen Dienst. Das ist meiner Meinung nach win-win-win: die Praxis hat Entlastung, ich hab einen coolen Dienst, und die Kühe haben einen Ansprechpartner fürs Wochenende 😍🐮🍀 So bockt das!

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